Ein Vorzeigeprojekt der Feuewehr-Ausbildung

14.09.2024
Feuerwehr
Vom Zimmerbrand über Gefahrstoffaustritte bis hin zur Rettung von Personen aus Höhen und Tiefen: Das neue Übungsgelände der Feuerwehr Kösching bietet vielfältige Möglichkeiten, damit sich die ehrenamtlichen Hilfskräfte bestmöglich auf Ernstfälle vorbereiten können. Nach einer mehrjährigen Schaffensphase konnte das bayernweit einmalige Projekt Mitte September offiziell übergeben werden.

Als gefährlichstes Pflaster Köschings gilt zukünftig das örtliche Steinbruchgelände. Regelmäßig wird es hier zu Bränden jeglicher Art, Verkehrsunfällen, Personenrettungen bis hin zu Gas- und Gefahrstoffaustritten kommen. Grund zur Besorgnis bei Bevölkerung und Feuerwehr besteht allerdings nicht. Die Anhäufung derartiger kleiner und großer Katastrophen ist nämlich geplant und völlig ungefährlich. Auf dem Areal nördlich des Marktkerns wurde nämlich ein Übungsgelände realisiert, dass den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten realitätsnahe Möglichkeiten zur Ausbildung bietet. Nach einer mehrjährigen Planungs- und Bauphase wurde das Vorzeigeprojekt Mitte September während eines Festakts offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Der Vorsitzende der Stützpunktwehr Christian Wittmann konnte hierzu neben der eigenen Mannschaft auch zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Gesellschaft und dem Feuerwehrwesen begrüßen, ebenso wie die Sponsoren und die Abordnungen umliegender Hilfsorganisationen.

An aufmerksamen Zuhörern – knapp 400 Gäste hatten sich trotz Regenwetter und kühlen Temperaturen eingefunden – mangelte es Kommandant Jürgen Meier also nicht, als er die Möglichkeiten aufzählte, die das neue Übungsgelände bietet. Umfassend zeichnete der Kommandant die Realisierungsphase nach, die im Juni 2020 mit den ersten Überlegungen und dem Abriss alter Container, die bislang für die landkreisweite Atemschutzausbildung genutzt wurden, startete. Nach der Erstellung und Genehmigung von Bauplänen folgte eine Bauzeit, die über vier Jahre andauerte und von ehrenamtlichem Engagement geprägt war. In knapp 4.600 Stunden wurden unter anderem der Untergrund vorbereitet, die künftige Fläche gepflastert sowie die gebraucht beschafften Container aufgestellt und umfangreich ausgebaut. So wurden unter anderem Räume mitsamt Einrichtung nachgebildet, ein kompletter Dachstuhl aufgestellt, Aufstiegsleitern montiert, eine Brandmeldeanlage installiert sowie Schleif- und Lackierarbeiten durchgeführt. Angesichts dieser beispiellosen Leistung sparte Meier nicht mit Lob für die mehrköpfige Arbeitsgruppe, wobei er mit Nico Binder deren Initiator besonders hervorhob: „Du hast sehr viel Freizeit in dieses Projekt gesteckt und mit deiner Idee die Möglichkeit für eine zielgerichtete und qualitative Ausbildung geschaffen.“

Der anerkennende Applaus hierfür spiegelte sich in zahlreichen Grußworten wider: Bürgermeister Ralf Sitzmann, ein Verfechter und Befürworter des Fortbildungszentrums, zeigte sich beeindruckt von der Arbeitsleistung „seiner“ Feuerwehrler, die er als unmittelbarer Anwohner des Übungsgeländes hautnah mitverfolge. „Durch euer Wirken konnte nicht nur ein Beitrag für eure eigene Sicherheit, sondern auch für jene aller Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden.“

Die Gratulation von Landrat Alexander Anetsberger schloss nicht nur die Feuerwehr und die Bevölkerung der Marktgemeinde, sondern den gesamten Landkreis mit ein. Für diese zukunftsweisende Einrichtung war Anetsberger voll des Lobes: „Dieses Projekt ist ein Beispiel, dass mit innovativer Zusammenarbeit etwas Großartiges geschaffen werden kann."

In die gleiche Kerbe schlug Tanja Schorer-Dremel als Mitglied des Landtages, die charakterisierte, was Feuerwehrleute auszeichnet: „Es ist der Willen, sich weiterzuentwickeln, um jederzeit das Beste für das Gemeinwesen zu geben.“ In bewegten Worten erinnerte sie an die zurückliegenden Hochwasserlagen, bei denen die Floriansjünger bewiesen hatten, dass sie tragende Säulen des gesellschaftlichen Zusammenhalts und ein Vorbild für ehrenamtliches Engagement darstellen.

Als „Vorreiter im Freistaat“ bezeichnete Dr. Rüdiger Sobotta die Feuerwehr Kösching. Der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberbayern weiß genau um die Herausforderungen der bayerischen Feuerwehren und machte deutlich, dass die Ausbildungsnachfrage das Angebot an den drei Feuerwehrschulen übersteigt: „Dass unsere Wehren vor Ort eigene Möglichkeiten zur Fortbildung schaffen, kann die staatlichen Lehrgänge nicht ersetzen, zeugt aber von einem sehr guten Weg.“ An die politischen Entscheidungsträger appellierte der ranghöchste Feuerwehrmann des Bezirks, derartige kommunale Schulungsstätten finanziell zu fördern.

„Manche Berufsfeuerwehr wäre glücklich über derartige Übungsmöglichkeiten, so wie sie in Kösching zu finden sind.“, stellte Kreisbrandinspektor Franz Waltl in seiner Ansprache fest. Mit den besten Glückwünschen seitens der Kreisbrandinspektion zollte er der den Köschinger Brand- und Katastrophenschützern seinen Respekt für deren Weitsicht: „Euer Einsatzgebiet umfasst zahlreiche Objekte und Gegebenheiten, die eine adäquate Möglichkeit zur Vorbereitung voraussetzen.“

Mit dem Wunsch, dass der Ausbildungsbetrieb unfallfrei vonstattengehen möge, wurden nicht nur Erinnerungsgeschenke der Kameraden aus Hepberg und Lenting übergeben, sondern auch die Weihe des Übungsgeländes vorgenommen. Ehe Dekan Dr. Wojciech Wysocki den Segen für das Übungsgelände und alle, die hier arbeiten, lernen und anleiten erteilte, stellte der evangelische Pfarrer Dr. Oliver Heinrich den Wahlspruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ in den Fokus und machte deutlich, warum Feuerwehrleute ihren Mitmenschen helfen: „Ihr macht das nicht für Lohn und Brot, sondern weil es euch am Herzen liegt.“

Dieses Herzblut kam auch zum Vorschein, als die Feuerwehrmänner und -frauen die Fragen der Gäste beantworteten, ihren Fuhrpark erklärten und einen Einblick in ihr Übungsgelände ermöglichten – oder wie es nun betitelt werden kann: das gefährlichste „Pflaster Köschings“.

Text: Christian Wittmann | Bilder: Pascal Georg