Fahne und Standarte

Unsere Fahne

Mit den Abbildungen des Heiligen Sankt Florian und der Pfarrkirche sowie den eingestickten Jahreszahlen von Gründung und Fahnenweihe enthält die Vereinsfahne der Freiwilligen Feuerwehr Kösching jene Ornamente, wie sie tausendfach auf bayerischen Feuerwehrbannern zu finden sind. Dass es sich bei unserem Prunkstück dennoch um kein Exemplar von der Stange, sondern um ein Einzelstück handelt, wird durch die Handschrift des Köschingers Willibald Stöhr belegt.

So hatte der einstige Grundschulrektor die Fahne 1966 entworfen und dabei einige Details einfließen lassen. Beispielsweise wurde der Heilige Sankt Florian nicht nur wie "üblich" mit Löscheimer und Standarte abgebildet, sondern um seine Leidensgeschichte mit Verhaftung und Verurteilung zum Tode verewigt. Der darunter festgehaltene Wahlspruch „Gott zur Ehr‘, Allen zur Wehr“ fällt ebenso aus dem Rahmen, da bei allen anderen Feuerwehren der Wortlaut „dem Nächsten“ gebräuchlicher scheint. Ihre Bindung zur Heimat – schließlich zeichnen sich die Hilfskräfte für deren Schutz verantwortlich – bringen die eingestickte Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt sowie das Marktwappen nebst Feuerwehremblem zum Ausdruck.
 
Hinsichtlich dieser kunstvollen Gestaltung sind wir besonders stolz auf unser Juwel. Zu diesem Gefühl dürfte sich vor über fünf Jahrzehnten enorm viel Freude hinzugesellt haben, als die neue Fahne offiziell in Dienst gestellt wurde. Während der Fahnenweihe vom 1. bis zum 2. Juli 1967 stand die Marktgemeinde „ganz im Zeichen der Jünger St. Florians“, wie der Donaukurier in der Schlagzeile zusammenfasste. Das zweitägige Spektakel, zu dessen Anlass sich die Jubelwehr mit neuen Uniformen ausstaffiert hatte, startete mit einem „Bunten Abend“ auf dem Festplatz an der Bahnhofstraße – dort, wo sich heute das Seniorenwohnheim „Haus an der Hofwiese“ befindet. Zum Auftakt konnten nicht nur zahlreiche einheimische Wehrmänner begrüßt werden, sondern auch Schirmherr und Landrat Adolf Fink sowie zahlreiche hochkarätige Vertreter der Kommunalpolitik und der Kreisbrandinspektion. Besonders stark vertreten war der Patenverein aus Demling, wie in der Nachberichterstattung der Lokalzeitung hervorgehoben wurde: „Die kleine Gemeinde Demling hatte so ein starkes Aufgebot an Wehrleuten geschickt, dass kaum noch ‚wehrfähige Männer‘ zu Hause sein konnten.“
Während Ansprachen, Ehrungen und Gstanzl´n in Roider-Jakl-Art den Samstagabend prägten, folgte das „Highlight“ am darauffolgenden Sonntag. Hierzu mussten Köschings Floriansjünger sehr früh aufstehen, denn bereits um 6 Uhr ertönte der Weckruf durch die Festkapelle und den Spielmannszug des TSV. Noch ohne Fahne, dafür mit 50 Gastvereinen schlängelte sich der Festzug zur Kirche, wo Fahnenträger Thomas Fichtner und seine Begleiter Ludwig Hafner und Josef Mittermeier das neue Schmuckstück von den Festmädchen entgegennehmen durften. Geistlicher Rat Adolf Berger spendete der neuen Fahne, die er als „Zeichen der Verbundenheit mit Gott und der Kirche sowie als Symbol der Wehr gegen innere und äußere Feinde des Menschen“ bezeichnete. Dem anschließenden Totengedenken am Kriegerdenkmal folgte ein Festzug bei „brennender Sonne“ am Nachmittag sowie die Verleihung der Erinnerungsbänder am Abend. Dabei boten die Fahnenträger nochmals alles auf und bewiesen sich mit viel Kraft und Ausdauer in der Disziplin des Fahnenschwingens.
 

Seit ihrer Indienststellung war die schmucke Fahne bei zahlreichen Jubiläen, kirchlichen Ereignissen und weltlichen Festivitäten aber auch bei Beisetzungen von Mitgliedern vorangetragen worden. Trotz einer zwischenzeitlichen Auffrischung im Jahre 1993 sah man dem Traditionsbanner ihr Alter und die erlebten Witterungseinflüsse an, weshalb sich der Verwaltungsrat bereits im Jahr 2017 zu einer grundlegenden Sanierung entschlossen hatte. Hierfür wurde sie in die Obhut der Firma Fahnen Kössinger in Schierling gegeben. Schon bei der ersten Begutachtung zeigten sich die Verantwortlichen dort von der Ausführung und den vielen kleinen und großen Besonderheiten begeistert. Angetan war man von einem Detail, das weitaus älter als die Fahne selbst ist: die Fahnenspitze, die nicht der gewohnten „Feuerwehr-Ausführung“ entspricht. Sie entstammt nämlich von einer Burschenvereins-Fahne, ist über 100 Jahre alt und wurde ebenso renoviert wie sämtliche Stickereien und die hölzerne Stange der Feuerwehrfahne. In Handarbeit wurden Schriften und Embleme abgetrennt, aufbereitet und auf neuen Stoffen aufgebracht. „So schön wie am ersten Tag.“, war nur einer von vielen Ausrufen, die während der Fahnensegnung Mitte Juni 2021 zu hören war.

Dem kunstfertigen Können der Firma Fahnen Kössinger ist es damit zu verdanken, dass ein Stück Köschinger Feuerwehr-Tradition erhalten bleibt. Unser großer Dank gebührt auch den vielen Mitgliedern für ihre großzügigen Spenden sowie dem Markt Kösching, der die Renovierung mit einem stattlichen Zuschuss förderte.

Voller Stolz wurde unser Schmuckstück seit der Renovierung bei verschiedensten Anlässen ausgeführt. Bewundernde Blicke, beispielsweise bei Festzügen waren und sind uns gewiss: Schließlich ist sie keine Feuerwehrfahne wie jede andere, sondern etwas ganz Besonderes.

 

Unsere Standarte

Eine Vereinsfahne an der Einsatzstelle? Während Feuerwehrleute heutzutage befremdliche Mienen hierfür ernten dürften, war ein solcher Anblick vor über 100 Jahren nicht nur gang und gäbe, sondern absolut notwendig. Denn die oftmals mit Laternen versehenen Tücher kennzeichneten den Standort der Einsatzleitung und des Sanitätsdienstes an den Brandstellen. Dass dies auch in Kösching so gehandhabt wurde, beweist unter anderem ein Chronik-Eintrag über die Generalversammlung vom 25. März 1911, als über das bevorstehende 40-jährige Jubiläum beratschlagt wurde: „Anbei soll in nächster Zeit eine neue Standarte, welche zugleich als Feuerflagge dienen soll, geschaffen werden und der Tag der Weihe der 3. September mit dem Jubiläum verbunden.“

In den Folgejahren wandelte sich der Verwendungszweck der Standarten vom Kennzeichnungssymbol bei Einsätzen hin zum Vorzeigeobjekt bei repräsentativen Anlässen. So wurde in den Geschichtsbüchern der Köschinger Wehr mehrmals vermerkt, dass die, von Frau Revierförster Bauer gestickte Standarte von 1921, bei zahlreichen Stiftungsfesten oder Jahrtagen mitgeführt wurde. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 schwanden derartige Ereignisse, bis sie gänzlich ausblieben. Letztendlich wurde das Auftreten mit Vereinsfahnen und -standarten von den Machtinhabern strengstens verboten.

Einhergehend mit dem Wiederaufbau des Feuerlöschwesens nach den Schrecken der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges wurde auch das Vereinsleben der Floriansjünger hochgefahren: Zur Feier ihres 80-jährigen Bestehens im Juli 1951 bot die Köschinger Wehr das Bild einer wiedererstarkten Feuerwehr. Im Rahmen des zweitägigen Festes wurde auch eine neue Standarte gesegnet. Mit den Abbildungen des Heiligen Sankt Florian, der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und des Marktwappens verziert, wurde sie 16 Jahre lang stolz bei allen erdenklichen Anlässen vorangetragen. Als 1967 eine große Vereinsfahne beschafft wurde, rückte sie jedoch ins „zweite Glied“ und zierte über viele Jahre den Aufenthaltsraum im Gerätehaus.

Trotz ihrem „Ruhestand“ hatte der Zahn der Zeit arg an dem einstigen Aushängeschild genagt, weshalb eine grundlegende Sanierung beschlossen wurde. Rund zehn Monate befand sich das Schmuckstück hierzu in der Obhut der Firma Fahnen Kössinger, die dem knapp 70 Jahre alten Schmuckstück zu neuem Glanz verhalf. Von der Spitze bis zur letzten Stickerei aufgefrischt, wollten wir unsere Standarte im Rahmen des Floriansfestes Ende April 2020 erneut segnen lassen. Die Corona-Pandemie durchkreuzte jedoch diesen Plan, wodurch die Traditionsveranstaltung abgesagt und die Weihe auf Mitte Oktober verschoben werden musste. Beim „zweiten Anlauf“, dem leider nur ein Bruchteil der Wehrleute beiwohnen konnte, verwies der damalige Kaplan Dr. Peter Stier auf die unverzichtbaren Dienste, welche die Feuerwehren auch im christlichen Sinne der Nächstenliebe und dem Leitspruch auf der Standarte „Gott zur Ehr´ – dem Nächsten zur Wehr“ leisten. Einhergehend mit dem Segen stellte der Geistliche das historische Aushängeschild wieder offiziell in den Dienst der Feuerwehrmänner und -frauen.

Einen großen Beitrag hierzu haben zahlreiche Mitglieder durch ihre Spenden sowie die Marktgemeinde Kösching durch einen großzügigen Zuschuss geleistet. Herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung, die dazu beigetragen hat, ein Stück Feuerwehrgeschichte zu erhalten.“ Dass diese künftig gut aufgehoben ist, dafür sorgte Feuerwehrmann und Schreinermeister Alfred Amann, der für die sanierte Kostbarkeit einen Schaukasten anfertigte. Dort wartet die Standarte nun auf ihren nächsten Gebrauch – zu repräsentativen Zwecken natürlich und nicht wie vor über einhundert Jahren üblich bei Löscheinsätzen.