Vereinstaferl

Blitzende Blaulichter und tönende Martinhörner: Rückt die Feuerwehr zu einem Einsatz aus, bahnt sie sich mit diesen Signalen ihren Weg dorthin. Rund 120-mal pro Jahr muss die Köschinger Wehr  mit diesen Warnmitteln auf sich aufmerksam machen, um so schnell wie möglich helfen zu können. Abseits dieser Schadensszenarien gibt es glücklicherweise auch schöne Anlässe, bei denen die Floriansjünger präsent sind, wie etwa bei Vereinsjubiläen und Festumzügen. In schicken Uniformen gekleidet, nutzen die Wehrleute neben stattlichen Fahnen und Standarten ein weiteres Erkennungsmal, das jedoch nicht mit Blitzlicht und Lautsträke auffält. Die Rede ist von den Vereinstafeln, die im bairisch sprachigen Raum kurz und knapp als "Taferl" (oder "Daferl") bezeichnet werden.

Dass diese kleinen Aushängeschilder eine lange Tradition haben, fällt auf, wenn man in einem Presseartikel schmökert, der am 5. Juli 1967 im Donaukurier erschien und über die Fahnenweihe der Feuerwehr Kösching berichtete. Dem Vermerk über den frühen Beginn mit dem Weckruf am Festsonntag um 6 Uhr früh schickte der Verfasser Rudolf Winterstein an: "Die Taferlbuben warteten dann an den Ortseingängen auf 'ihren' Verein. Zur damaligen Zeit war es nämlich nicht unüblich, dass die Holztafeln der auswärtigen Vereine von Jungen aus dem gastgebenden Ort getragen wurden. An diese Tatsache erinnert sich auch der Köschinger Feuerwehrler Michael Sangl nur allzu gut. Während sich die Fahne der Stützpunktwehr seit 1984 in seiner Obhut befindet, fungierte er bei der Segnung ebendieser 18 Jahre zuvor als Taferlträger für eine der 50 erschienenen Gruppierungen.

Abgesehen von ihren fein säuberlichen Beschriftungen und einer angebrachten Blumenpracht waren diese Schilder jedoch eher schlicht gehalten. Eine Ausnahe bildete in diesem Punkt die Freiwillige Feuerwehr Kösching: Bereits zur Fahnenweihe vor knapp 60 Jahren machte sie mit einem in Rot ausgeführten und mit dem Marktwappen versehenen Signet auf sich aufmerksam. Über viele Jahrzehnte gehörte diese Erscheinung zum gewohnten Bild bei Festumzügen. Selbst das Nachfolgemodell, das in den 1990er-Jahren in Dienst gestellt wurde, trug dieses Design.

Ändern sollte sich dies ein Vierteljahrhundert später: Während einer Sitzung des Festausschusses, der sich mit den Vorbereitungen für das 150-jährige JUbiläum der Köschinger Wehr im Jahre 2021 befasste, schlug die damalige Schriftführerin Theresa Heckl vor, ein neues Vereinstaferl zu beschaffen. Dass diese Idee großen Zuspruch fand, wurde an den vielen Anregungen aus den Reihen dieses Planungsgremiums deutlich: Es sollte natürlich einen Bezug zur Feuerwehr haben, eindeutig als Köschinger Taferl erkennbar sein und die eineinhalb Jahrhunderte währende Tradition der Hilfsorganisation widerspiegeln. Mit Bleistift bewaffnet und all diesen Prämissen im Hinterkopf brachte Vorsitzeneder Christian Wittmann anschließend das neue Aushängeschild zu Papier.

Gingen diese Schritte noch problemlos über die Bühne gestaltete sich die eindgültige Verwirklichung zunächst etwas schwieriger. Anders als sein Vorgänger sollte sich das neue Exemplar nämlich nicht in bemalter, sondern in geschnitzter Form präsentieren. Da sich in den Reihen der Feuerwehr niemand befindet, der diese Handfertigkeit beherrscht, begann eine Sucher, die inen wahren Glücksgriff hervorbrachte: Mit dem Gaimersheimer Schnitzer Herbert Hackl fand sich nämlich ein versierter Fachmann, der die Vorstellungen der ehrenamtlichen Brand- und Katastrophenschützer eins zu eins in die Tat umsetzte.

Nach ungezählten Arbeitsstunden war ein Werk entstanden, auf das die Köschinger Floriansjünger mächtig stolz sind. Umschlungen von aufwendigen Verzierungen und inmitten der Beschriftung "Freiw. Feuerwehr Kösching" wurden ein Abbild des Heiligen Sankt Florian, das Marktwappen und die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt eingearbeitet. Selbst an das Logo der bayerischen Feuerwehren und an das Gründungsjahr 1871 wurde gedacht. Auf das Endergebnis sind wir mächtig stolz. Unser Taferl ist eine wahre Schau!

Kein Wunder also, dass es nicht in irgendeinem Schrank verweilt, sondern einen gut sichtbaren Ehrenplatz erhielt: Unweit des Schaukastens mit der Vereinsfahne im Gerätehaus-Flur wartet das hölzerne Aushängeschild auf seine "Einsätze" im Rahmen von Festumzügen. Dank unseres Taferls konnten wir dort schon sehr viel Aufmerksamkeit erregen - und das ohne Blaulicht und Martinhorn.